Fünf tolle österreichische Musiker und Bands, die nicht Wanda sind

Zwischen Wanda und Voodoo Jürgens bestehen einige Verbindungen. Zum Beispiel das Management: bei einigen Wanda-Konzerten ist Voodoo Jürgens Supportact. Musikalisch und auch textlich trennt die beiden aber einiges: Wo Wanda die gängige Popsong-Struktur pflegen, zählt für Voodoo Jürgens alias David Öllerer die Geschichte mehr als das Gerüst. Seine Texte sind sperriger, der Dialekt ausgeprägter, die Lieder lassen sich nicht so einfach mitgrölen. Wann ein zweites Album (möglicherweise auch wieder mit seiner temporär zusammengestellten Band, den „Ansa Panier“) erscheint, ist unklar. 2018 geht der Mittdreißiger, der seine Musikkarriere mit der Band Die Eternias einst auf Englisch begonnen hat, erst einmal mit Liedern von Ludwig Hirsch auf Tour. 

Auf Englisch begonnen hat auch Granada-Sänger Thomas Petritsch. „Effi“ war sein Projektname, die Musik elektronisch, jazzig, mit Drum-n-Base- und Reggae-Elementen. Dass er vor zwei Jahren vier andere Musiker dazu holte und plötzlich in Mundart sang, brachte ihm kritische Kommentare ein. Maurice Ernst von Bilderbuch, der neben Wanda erfolgreichsten österreichischen Band, meinte wohl auch ihn, als er in einem Interview sagte: Es gebe da wohl Musiker, die auch etwas vom Erfolg österreichischer Bands im Ausland abhaben wollten - und plötzlich im Dialekt sängen, wo sie doch vorher auf Englisch gesungen hätten. Ob Berechnung oder nicht: Petritsch hat für Granadas Debütalbum mitreißende, energiereiche Songs geschrieben. Er sagt selbst, Granada seien „erdiger und brachialer“ als „Effi“, die Lieder hätten Charme, seien aber nicht kindlich.

Die Frage, welche Bands bleiben, wenn der nun schon einige Jahre andauernde Österreich-Hype abflaut, beschäftigt nicht nur Maurice Ernst. Auch Hubert Weinheimer, Autor und Gründer der Band Das Trojanische Pferd, hat sich darüber Gedanken gemacht. Er sagte vergangenes Jahr in einem Interview, er glaube, dass seine Band eine der wenigen sein werde, die auch noch später relevant sind – zwar nicht für alle, aber für manche.
 

Damit könnte er recht haben, denn Das Trojanische Pferd ist musikalisch äußerst wandelbar und vielseitig, und textlich mit das Beste, was man sich an deutschsprachiger Musik vorstellen kann. Außerdem hat Weinheimer nicht das „Mundart-Problem“, denn er singt meistens auf Hochdeutsch. Die Musik seiner Band nennt er „Chanson-Punk“ - und wenn er und die anderen Bandmitglieder, René Mühlberger und David Schweighart, nicht zu sehr mit anderen Projekten ausgelastet sind (Schweighart war im vergangenen Jahr mit Voodoo Jürgens auf Tour), könnte es auch bald ein viertes Album geben.

Bereits neun Alben hat der gebürtige Wiener Nino Mandl alias Der Nino aus Wien schon herausgebracht. Dabei ist er gerade einmal 30 Jahre alt. Die Frage, warum er so produktiv ist, hat er einmal damit beantwortet, dass er einfach froh sei, etwas in seinem Leben gefunden zu haben, das funktioniere. Aus Respekt davor und aus Liebe dazu, mache er eben viel daraus. Mandl sagt von sich selbst, dass er eigentlich überhaupt kein Talent zum Singen gehabt habe, und trotz seines mittlerweile recht großen Erfolges nimmt man ihm dieses Understatement ab. Weil er irgendwie immer so wirkt, als würde er den Erfolg nicht so ganz verkraften, und weil man ihm die Anstrengung und Ernsthaftigkeit abnimmt, mit der er versucht, seinen Job immer professioneller zu machen. Bei aller Produktivität ist Der Nino aus Wien musikalisch erstaunlich breit aufgestellt und mit jedem Album wieder spannend.

Ob sie so spannend bleiben wie auf ihrem Debütalbum „And To An A“, müssen die fünf Musiker vom 5K HD erst noch beweisen. Ihr Vorteil ist aber in jedem Fall, dass sie definitiv nicht nur vom Österreich-Trend leben. Sängerin Mira Lu Kovacs singt auf Englisch, die Songs bleiben erst aufs zweite, dritte, vierte Hören haften. Ihre Musik ist elektronisch, mit starken Jazz-Einflüssen. Und sie haben eine Haltung, die sie schon mit ihrem Bandnamen ausdrücken. Der soll nämlich wie ein kalter Produktname klingen, „und das ist irgendwie ein schönes Gegenspiel zu dem, was wir in Wahrheit machen, nämlich extrem emotionale Musik“, sagte Mira Lu Kovacs in einem Interview. Und die Haltung dahinter ist: Musik als Wegwerfprodukt? Nicht mit uns!