Der Phallus wehrt Übel abund bringt Glück
Der Phallus wehrt Übel abund bringt Glück
An einer Ecke des Turmes auf dem Biberlichopf in Schänis entdeckte man zwei Phallus-Reliefs. Für die Römer hatte der Phallus eine übelabwehrende und glücksbringende Bedeutung, schützte Privathäuser, Läden und Werkstätten.
An einer Ecke des Turmes auf dem Biberlichopf in Schänis entdeckte man zwei Phallus-Reliefs. Für die Römer hatte der Phallus eine übelabwehrende und glücksbringende Bedeutung, schützte Privathäuser, Läden und Werkstätten.

Aussen an der Nordostecke des Turmes auf dem Biberlichopf in Schänis entdeckte man in der unteren Schicht über dem Vorfundament zwei Quadersteine mit je einem Relief. Gezeigt wird ein Phallus. In der Literatur über die Zeit der Römer im Linthgebiet werden die Phallus-Reliefs, wenn überhaupt, lediglich erwähnt. Bedeutung und Funktion des deftigen Motivs sind kein Thema. Die Möglichkeit, dass aufgrund des phallokratischen Symbols eine Beziehung zum Merkur-Kult bestanden haben könnte, wird nicht in Erwägung gezogen.
Der griechische Hermes ist der römische Merkur
Die Griechen kannten Hermes. Die Römer verehrten auch diesen Gott, nannten ihn jedoch Merkur. Der griechische Hermespfeiler aus Stein kann aus einem rechteckigen Schaft bestehen, in den ein Kopf – oftmals mit einem strammen Phallus ausgestattet – eingelassen ist. Diese Kombination – Kopf und Phallus – ist ursprünglich ein Sinnbild des Gottes Hermes. Auf einem griechischen Vasendeckel aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. ist ein geflügelter Phallus dargestellt.
Diese Kombination von Kopf und Phallus ist ursprünglich ein Sinnbild des Gottes Hermes.
Warum waren die Phallus-Reliefs aussen an der Ecke des Turmes Biberlichopf platziert? Gab es dort einen Eingang? Aus römischer Zeit ist bekannt, dass der Phallus eine übelabwehrende und glücksbringende Bedeutung haben konnte. Er schützte Privathäuser, Läden und Werkstätten.
Gaster nach spätrömischem Kastell in Weesen benannt?
Bereits zu Beginn der Grabung 2006/2007 in Weesen wurde im Norden ein mächtiges Fundament freigelegt, das nur von einem Befestigungswerk stammen konnte. Im Südosten kam später unter einem mittelalterlichen Haus und einer Lehmschicht ein weiteres hinzu. Erst nach der Entdeckung eines rechteckigen Zwischenturms wurde klar, dass es sich um ein spätrömisches Kastell handeln musste. Davon sind nur die untersten Fundamentlagen erhalten. Die Mauerbreite betrug rund 2,5 Meter, im Bereich der Türme nur 1,5 Meter. Das Kastell wurde wohl im frühen Mittelalter systematisch abgebaut: Die berüchtigten Weesner Wildbäche überschwemmten und überschütteten danach das Areal.
Eine genaue zeitliche Einordnung des Kastells Weesen ist schwierig, da keine zugehörigen Schichten oder Funde erhalten sind. Für die Rekonstruktion muss mit Vergleichen gearbeitet werden, wie dem spätrömischen Kastell bei Irgenhausen in Pfäffikon ZH. Für Weesen kann ein leicht schräges Parallelogramm von rund 60 x 61 Meter rekonstruiert werden, mit vier Ecktürmen und vier Mitteltürmen. Für diese Kastelle vermutet man eine Datierung in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts. Erinnert möglicherweise der Landschaftsname Gaster (lateinisch «castrum», auf Deutsch «Burg») an das spätantike Kastell in Weesen?
Römische Münzfunde wurden in etlichen Linthgemeinden gemacht, etwa in Schänis oder Benken. Ein Schiffer fand 1857 in Lachen im See zwölf Silbermünzen neun verschiedener römischer Kaiser. In Nuolen fand man beim Bau des Bades 1830 eine römische Münze mit dem Bildnis des Kaisers Vespasian (69–79 n. Chr.) – so auch in Kempraten.
Verschiedenste Münzenfunde spiegeln Verkehrslage wider
Eine gewisse Besonderheit ist der so genannte «Letzi-Münzfund». In der Stiftsbibliothek St. Gallen lagert ein Ensemble von römisch-kaiserlichen Bronze- und Silbermünzen des späten 3. und vor allem des 4. Jahrhunderts mit der Beischrift: «24 römische 1828 in der Letzi bey Näfels ausgegrabene Münzen».
Im Münzkabinett des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich befinden sich weitere zwölf Münzen. Sie weisen ebenfalls die Fundortangabe «Näfels» auf und könnten zum selben Fund gehören. Darüber ist indessen nichts Genaueres bekannt. Die Stücke des «Letzi-Münzfundes» stammen aus südlichen und westlichen Prägeorten. Das Vorhandensein von Münzen unterschiedlicher Herkunft spiegelt die besondere Verkehrslage (Walenseeroute) und die Grenzsituation wider, verlief doch die Grenze zweier aufeinandertreffender (spät-)römischer Provinzen irgendwo im Linthgebiet.