Radio Südostschweiz
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Wie häufig kommt es bei euch zu Lawinenniedergängen auf die Piste?
Vali Meier
Es kommt sehr selten vor. Es kann Situationen geben, wo man vorausahnt, dass es zu einer Nass- oder eine Gleitschneelawine kommen könnte. Dann versucht man diese Piste zu sperren. Und dann kann es sein, dass ab und zu eine Piste verschüttet wird.
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Ist man gerade in der Zeit, wo Nassschneelawinen wahrscheinlicher sind, auch vorsichtiger und sperrt eher einmal eine Piste?
Vali Meier
Ja, gerade in den letzten 14 Tagen war dem so. Dann braucht es eine tägliche oder gar stündliche Neubeurteilung der Situation. Auch wir mussten in diesem Jahr bereits Pisten sperren. Teilweise haben wir auch Pisten nur zu gewissen Zeiten geöffnet und eine Lawinenwache aufgstellt und haben in diesen Gleitschneerissen ständig Messungen gemacht.
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Also sind sie aktuell so gefordert, wie wenn es einen Meter Neuschnee gibt?
Vali Meier
Ja, das ist so. Beim Neuschnee ist die Situation eine andere, aber man ist ebenfalls gefordert. Bei den Gleit- und Nassschneelawinen ist die Situationsbeurteilung noch viel schwieriger. Dies wird einem nach so einem Zwischenfall umso mehr bewusst. Und es wird einem auch wieder bewusst, wie wichtig und anspruchsvoll die Arbeit dieser Pistenpatrouilleure ist.
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Ist die Situation in diesem Winter eine andere als in anderen Jahren?
Vali Meier
Gerade in diesem Winter, wo sehr viel Schnee in den Hängen liegt, ist auch die Auslaufstrecke weiter. Ansonsten hebt sich das Ganze nicht gross ab von anderen Jahren. Man kennt die neuralgischen Punkte und die Gefahrenzonen. Und Leute mit langjähriger Erfahrung wissen, auf welche Stellen man besonders achten muss.
Radio Südostschweiz
Ist im Wallis ist etwas schief gelaufen?
Vali Meier
Das kann man nicht sagen. Klar darf so etwas nicht passieren. Aber man muss schon auch sehen, dass Lawinen ein Naturereignis sind. Und diese kann man nur mit viel Erfahrung beurteilen und einschätzen. Aber berechnen lässt sich das nicht. Und es sind alles auch nur Menschen.
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Sie sind verantwortlich für die Sicherheit auf den Pisten. Was passiert wenn Sie sich verrechnen. Einen Schuldigen muss es ja geben?
Vali Meier
Wenn eine geöffnete Piste verschüttet wird, liegt die Schuld natürlich beim Verantwortlichen der Bergbahnen. Das ist ganz klar.
Radio Südostschweiz
Haben Sie keine Angst, dass es auch einmal heissen könnte: Vali Meier, hier haben Sie falsch gehandelt?
Vali Meier
Doch, diese Angst ist schon vorhanden. Denn diese Gleitschneelawinen sind wie eine tickende Zeitbombe. Wenn der Riss aufgeht, weiss man, dass ein Lawinenniedergang folgt, aber man weiss nicht wann. Ich bin auch in der letzten Nacht zwei oder drei Mal erwacht. Dann ist mir dieses Ereignis in den Sinn gekommen und die tun einem schon Leid. Und man weiss auch was denen noch für ein Nachspiel blüht. Man gibt natürlich sein bestes und versucht im Gebiet so aktiv wie möglich zu sein und Beurteilungen vorzunehmen. Eine 100 prozentige Sicherheit wird es aber nie geben.
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Ist man nach so einem Unfall noch mehr auf der Hut?
Vali Meier
Nein, wir sind in diesen Tagen sowieso auf der Hut. Mehr als das Maximum können wir nicht machen. Es tut einem Leid für die, denen das passiert ist. Aber dadurch ändert sich unser Arbeitsablauf nicht.