Ein Jahr nach der Pforzheimer OB-Wahl

Gesichter sprechen Bände in der entscheidenden Sekunde, die PZ-Fotograf Sebastian Seibel am Abend des 7. Mai 2017 im Großen Ratssaal eingefangen hat. Zähne gezeigt hatte er bereits im Wahlkampf, nun reckt Peter Boch (rechts) die Faust. Seine Frau Monika ist ebenso überwältigt wie die CDU-Granden Gunther Krichbaum (links) und Thomas Dörflinger (Mitte), denen ein Coup gelungen ist. Pforzheim wird von einem Mann regiert, den die CDU aus dem Hut gezaubert und unter teils spöttischen Blicken ins Rennen geschickt hat. Dem früheren Polizisten ohne akademische Grade hatten schon wenige den Wahlerfolg als Bürgermeister der 3300-Seelen-Gemeinde Epfendorf zugetraut. Wieder trotzt Boch den Unkenrufen und stürmt an die Spitze einer Großstadt. erb

Peter Boch hat das Rennen um den Posten des Oberbürgermeisters in Pforzheim gemacht. Für einige kam der Sieg im ersten Wahlgang überraschend. PZ-news hat im Video Stimmen zur OB-Wahl 2017 in Pforzheim gesammelt.

Tief muss die Enttäuschung sitzen, als Gert Hager (rechts) ans Mikrofon von PZ-Redakteur Thomas Kurtz tritt. Doch der abgewählte SPD-Rathauschef wirkt erstaunlich gefasst, fast gelöst. Dass sich die Stimmung im Wahlkampf immer mehr drehte, dürfte Hager nicht entgangen sein, auch wenn viele mit einer knappen Entscheidung in einem zweiten Wahlgang gerechnet hatten. erb

Ältesten-Tat: Das Privileg des Gemeinderatsmitglieds mit den meisten Jahren als Stadtrat ist es in Pforzheim traditionell, den neuen Oberbürgermeister zu vereidigen. Am 1. August 2017 nahm Ellen Eberle (SPD) dies im restlos gefüllten CongressCentrum Pforzheim vor rund 1300 Besuchern vor. Vorausgegangen war eine Debatte, ob sie dies angesichts kritischer Äußerungen über die Polizei tun dürfe. Sie schwächte diese ab, Ex-Polizist Peter Boch hatte ohnedies keine Probleme mit ihr gehabt. kli

Offiziell legte Peter Boch am Dienstag vor der dienstältesten Stadträtin Ellen Eberle und den anwesenden Besuchern seinen Amtseid ab. Der Andrang war riesig: über 1000 Bürger hatten sich bereits im Vorfeld angekündigt und bei denen blieb es nicht. Auch Thomas Strobl, baden-württembergischer Innenminister und stellvertretenden Ministerpräsident, war dabei und beglückwünschte das neue Stadtoberhaupt.

Die Sorgen der Eltern der am Nagoldhang liegenden Ottersteinschulen hatte sich Peter Boch bereits im Wahlkampf (das Foto entstand im „Kupferhammer“) angehört – und als seine ersten Amtshandlungen in die Tat umgesetzt: indem er wegen möglicher Schulerweiterungsflächen die geplante Bebauung mit einer Flüchtlingsunterkunft stoppte. ol

Früher am Drücker hätte sich manch Ungeduldiger den OB bei der Umsetzung eines seiner prägnantesten Wahlversprechen gewünscht. Schon vor dem inzwischen erfolgten Startschuss fürs kostenfreie Kurzparken war die Brötchentaste legendär – dank dem Theaterschauspieler Markus Löchner, der beim „Bockschuss“ schelmisch vom „Weckleknopf“ schwärmte. erb

Mit Klapfenhardt hat der OB im Dezember 2017 plötzlich eine neue Fläche für ein Gewerbegebiet ins Spiel gebracht – und damit nicht nur für eine echte Überraschung, sondern auch für einen großen Aufschrei gesorgt. Die Bürgerinitiative (BI) Nord kämpft erbittert gegen diese Pläne. Ende dieses Jahres soll der Gemeinderat nun entscheiden ob er Gewerbe im Ochsenwäldle, in Klapfenhardt oder an keinem dieser Standorte will. bsch

Der Erste Bürgermeister Dirk Büscher hatte sich ein bisschen geziert, nach Müll, Sauberkeit, Sicherheit und Bädern noch ein hartes Feld beackern zu müssen, stimmte im März dann aber doch zu: Zum Jahresende kehrt in Pforzheim die Normalität aller badn-württembergischen Großstädte ein, und der OB als oberster Chef ist nicht gleichzeitig sein eigener Kassenwart. Dafür hatte Boch den Haushaltsstrukturausschuss des Gemeinderats aufgelöst und das Thema in sein Büro gezogen. Ein umstrittener Schritt. kli

Zwischen diese beiden passte mehr als ein Blatt Papier: Sozialbürgermeisterin Monika Müller (SPD, Mitte) rückte erkennbar von Boch ab und bewarb sich in gleicher Position erfolgreich in Wolfsburg. Zuvor hatte Boch sich nicht gegen eine Forderung von Caritas-Chef Frank-Johannes Lemke nach einer personellen Veränderung im Sozialdezernat ausgesprochen. Boch und Müller waren sich wohl zu wesensfremd; inhaltlich trennte sie bei genauem Hingucken oft wenig, bisweilen weniger als Boch und Parteifreund Dirk Büscher oder Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler. kli

So eine Ortschaftsrats-Sitzung hat Huchenfeld noch nicht gesehen: Hunderte von besorgten und empörten Bewohnern des Höhenstadtteils drängen sich in der Sporthalle und unterstreichen deutlich sicht- und akustisch vernehmbar: Man will die ersatzlose Schließung des Stadtteilbads (was scheinbar „alternativlos“ ist) nicht hinnehmen. Zugegen sind auch OB Peter Boch und Bäder-Bürgermeister Dirk Büscher (von links). Es zeichnet sich ab, was in den nächsten Tagen manifest wird: Es wird eine politische Entscheidung für einen Bad-Neubau geben. ol

Das Thema Schwimmbad lässt die Wellen in Pforzheim höher schlagen. Knapp 1.000 Pforzheimer haben am Samstag gegen drohende Bäderschließungen demonstriert. Sie fordern den Erhalt des Emma-Jaeger-Bads und der anderen Schwimm- und Freibäder.