Was bedeuten die Familiennamen des EM-Kaders 2016?
Was bedeuten die Familiennamen des EM-Kaders 2016?
Was bedeuten die Namen Löw, Neuer und Boateng? Wir erklären die Bedeutungen der Familiennamen aller Mitglieder des EM-Kaders 2016.
Von Winfried Breidbach
Was bedeuten die Namen Löw, Neuer und Boateng? Wir erklären die Bedeutungen der Familiennamen aller Mitglieder des EM-Kaders 2016.
Von Winfried Breidbach

Joachim Löw
Über 11.000 Namensträger in Deutschland, Österreich, in der Schweiz und in Elsass-Lothringen. Löw ist mit dem Tiernamen „Löwe“ identisch, der von den Germanen aus lateinisch „leo“ entlehnt wurde. Löw ist eine von zahlreichen Formen des Tiernamens im Deutschen, die heutige Form Löwe setzte sich erst ab dem 16. Jahrhundert durch. Mögliche Benennungsmotive: Lobender Beiname für einen mutigen oder starken Menschen, im Einzelfall vielleicht auch Bezug auf die Haarpracht („Löwenmähne“). In den Städten gab es außerdem vielfach Häuser „Zum Löwen“, danach konnte der Bewohner als „der Löwe“ benannt werden. Foto: imago/MIS
Manuel Neuer
1600 Namensträger, vor allem im Westen Deutschlands. Bezeichnung für einen neu zugezogenen Mitbürger, von der Bedeutung her identisch mit den Namen Neu, Neue, Neumann. Die Endung -er ist wie bei Langer, Großer, Kleiner zu erklären: verkürzt aus „XY, ein Neuer“ „ein Langer“ usw. oder aus „XY, genannt Neuer“ usw. Foto: imago/ActionPictures
Bernd Leno
150 Namensträger, gestreut ohne Zentrum in den alten Bundesländern. Name wird überwiegend von Russlanddeutschen getragen, auch Bernd Lenos Eltern sind Russlanddeutsche. Der Name Leno wurde wahrscheinlich ebenso wie die seltene Namensform Lenow in Russland aus dem deutschen Namen Lenau abgewandelt. Lenau ist Herkunftsname zu den beiden bayrischen Orten Lenau (Oberpfalz und Niederbayern). Foto: imago/Michael Weber
Marc-André ter Stegen
Der Name ter Stegen ist in dieser Schreibung sehr selten und nur im Raum Mönchengladbach zu finden, wo auch Marc-André ter Stegen geboren wurde. Häufiger ist der Name in der Schreibung Terstegen (300 Personen in Deutschland, 100 in den Niederlanden). Terstegen/ter Stegen ist gleichbedeutend mit Namen wie Tersteegen, ter Steege, Zurstegen, Versteegen, die sich auf den Wohnsitz an der „Stege“ bezogen haben, womit ein Weg oder Pfad, eine Treppe oder auch ein Gehege gemeint sein konnte. Foto: imago/Ulmer
Shkodran Mustafi
Mustafi weist in Deutschland etwa 150 Namensträger auf, in der Schweiz sind es über 300. Der Name ist vor allem bei albanischsprachigen Familien verbreitet, die aus dem Kosovo oder aus Mazedonien stammen. Mustafi ist eine Ableitung vom Namen Mustafa/Mustapha, ein ursprünglich arabischer Beiname des Propheten Mohammed mit der Bedeutung „der Auserwählte“ oder „der durch Gott Geläuterte“. Foto: imago/Team 2
Jonas Hector
Über 900 Träger des Namens Hector gibt es in Deutschland, stärkste Verbreitung im Saarland. Seltenere Schreibvarianten: Hecktor und Hektor. Der Familienname geht zurück auf den gleichlautenden Rufnamen, der aus der griechischen Sage stammt und in Deutschland vor allem in Ritterkreisen beliebt war. Bedeutung des griechischen Namens wird als „der Standhafte“ oder „der Sieger“ angesetzt. Foto: imago/Team 2
Benedikt Höwedes
Höwedes hat 90 Namensträger, Zentrum ist im Westfälischen Münsterland. Die seltenere Schreibung Hövedes bewahrt die ursprüngliche Form, die bereits 1498 mehrfach im Münsterland belegt ist. Hövedes ist Genitiv zu mittelniederdeutsch „hövet“ (Kopf, Haupt). Der Name wurde an jemanden vergeben, der durch sein besonders großes oder schönes Haupt auffiel. Da hövet in Flurnamen auch Spitzen und Enden von Flurstücken bezeichnete, benannte der Familienname vielleicht auch den Anwohner einer solchen Stelle. Foto: imago/Eibner Europa
Mats Hummels
Die etwa 300 Namensträger finden sich vor allem am Niederrhein und in Westfalen. Hummels ist Genitivform zum häufigen und überall verbreiteten Namen Hummel, der wie die Familiennamen Fliege, Mücke, Bremse und Wespe als Beiname für unruhige, kecke oder auch lästige Menschen vergeben wurde. Foto: imago/Bernd König
Sami Khedira
Der Name Khedira ist in Deutschland sehr selten. Er kommt aus Nordwestafrika, wo er insbesondere in Tunesien verbreitet ist. Zusammen mit Namenvarianten wie Khedhira, Khedhri, Khedhar, Kedir, Khadiri ist Khedira eine Ableitung des arabischen Namens Khadir, der „grün“ bedeutet. Die Popularität dieser Namen gründet sich auf die Person des Gelehrten Al-Khadir, der als Führer der Reisenden und als Genius der Grünpflanzen gilt. Foto: AFP/Kenzo Tribouillard
Bastian Schweinsteiger
180 Namensträger in Oberbayern, 30 in Österreich. Der Familienname geht von einem Lokalnamen Schweinsteig aus. Vier Orte in Oberbayern und zwei ehemalige Siedlungen in Tirol tragen diesen Namen. Der Ortsname ist zweideutig, da Steig sowohl einen Weg oder Pfad als auch einen Verschlag oder Stall bezeichnen konnte. „Schweinsteig“ bedeutet also entweder „Weg/Wechsel der Wildschweine“ oder „Schweinestall“. Der Familienname konnte von jedem der Orte als Herkunftsname ausgehen, aber auch den Wohnsitz an einer entsprechenden Stelle bezeichnen. Foto: imago/Jan Huebner
Mesut Özil
Der in Deutschland sehr seltene Familienname Özil ist türkisch. Wie viele andere Nachnamen ist er mit Öz- („Wesen, Substanz; echt, rein“) zusammengesetzt (Öztürk ist also ein „echter, reiner Türke“, Özcan bedeutet „echtes, reines Leben“ und Özdemir „reines Eisen“). Das Grundwort von Özil ist das Wort „il“ (Vaterland, Heimat), der zusammengesetzte Name kann also etwa als „echtes Vaterland“ übersetzt werden. Foto: imago/Pressefoto Baumann
André Schürrle
Knapp 400 Namensträger, konzentriert in Württemberg. Schürrle ist Schreibvariante des etwas häufigeren Namens Schürle in der gleichen Region. Schürrle/Schürle sind mit schwäbisch -le gebildete Verkleinerungsformen zu den süddeutschen Familiennamen Schürr/Schurr, die einen „hitzigen, übereilten Menschen“ bezeichneten. Foto: dpa
Lukas Podolski
In Deutschland etwa 450 Namensträger, seltenere Varianten sind Podolsky und Podulski. Polnischer Familienname, der im Jahre 2002 in Polen von über 4100 Personen getragen wurde. Der Name ist Herkunftsname, gebildet mit dem Suffix -ski zum Ortsnamen Podole, den mehr als ein Dutzend Orte in Polen tragen. Podole ist aber auch die polnische Bezeichnung der historischen Landschaft Podolien (heute teils zur Ukraine, teils zu Moldawien), sodass Podolski auch den aus Podolien Stammenden benennen konnte. Foto: imago/Horstmüller
Julian Draxler
1200 Namensträger in Deutschland, 2100 in Österreich. Draxler ist die bayrisch-österreichische Form des Berufsnamens Drechsler, der vor allem den Holzdrechsler, aber auch Bearbeiter von Metall, Knochen, Horn und Bernstein benannte. Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Namensform Draxler auch im Sudetenland verbreitet. Foto: imago/Team 2
Thomas Müller
Müller ist mit etwa 800.000 Namensträgern der mit Abstand häufigste Familienname in Deutschland. In den weitaus meisten Fällen wird der Beiname Müller auf den Beruf des Getreidemüllers zurückgehen, der eine Wassermühle, seltener eine Windmühle, betrieb. Es gab aber auch andere Mühlen. Zu nennen sind etwa Öl-, Schneide-, Walk-, Stein- und Lohmühlen. Foto: imago/GEPA Pictures
Julian Weigl
7500 Namensträger in Deutschland, 2200 in Österreich. Weigl ist bayrisch-österreichische Schreibung des sehr häufigen Namens Weigel, der auf dem altdeutschen Rufnamen Wîgel beruht. Dieser war Kosename zu den germanischen Rufnamen mit Wîg- (Kampf, Streit, Krieg) wie Wigbert, Wigbrand, Wigger. Weigl war im Sudetenland sehr verbreitet, heute gibt es in Tschechien noch über 1000 Namensträger (Schreibungen u. a. Weigl, Veigl, Vaigl, Vajgl). Foto: imago/Jan Huebner
Toni Kroos
900 Namensträger, fast ausschließlich in der nördlichen Hälfte Deutschlands, konzentriert in Westfalen. Seltenere Schreibvarianten: Krooß, Kroohs, Kroes, Krois. Zugrunde liegt das mittelniederdeutsche Wort „krôs“ (Kanne, Krug, Trinkgefäß). Der Familienname wird als indirekter Berufsname für den Hersteller der Gefäße entstanden sein, vielleicht auch für einen Gastwirt. Foto: AFP/Patrik Stollarz
Joshua Kimmich
1500 Namensträger, überwiegend in Baden-Württemberg mit einem starken Nest um Rottweil. Die gleich häufige Schreibvariante Kimmig ist im benachbarten Ortenaukreis konzentriert. Kimmich/Kimmig sind die mundartlichen Formen der selteneren Namen Kümmich/Kümmig, die mit mittelhochdeutsch „kümich“ (Kümmel) identisch sind. Die Familiennamen entstanden als indirekte Berufsnamen für den Gewürzkrämer oder den Kümmelanbauer. Der Kümmel wurde seit jeher als Gewürz in der Küche und als Bestandteil von Arzneien verwendet. Foto: imago/Contrast
Mario Götze
15.000 Namensträger, konzentriert in Ostmitteldeutschland (Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt). Vor allem in der südlichen Hälfte Deutschlands wurde Götze zum wesentlich häufigeren Namen Götz verkürzt. Götze/Götz werden zumeist auf den gleichlautenden Rufnamen zurückgehen, der als Koseform von Namen wie Gotfried, Gothard, Got(t)schalk gebräuchlich war. In Einzelfällen kann der Familienname auch vom Wort Götze/Götz ausgehen, das ursprünglich „Heiligenbild“ bedeutete, und dann den Schnitzer eines solchen benennen. Auch ein Zusammenhang mit dem frühneuhochdeutschen Wort „Götze/Götz“ (Dummkopf, Tropf) kann nicht ausgeschlossen werden. Foto: AFP/Kenzo Tribouillard
Leroy Sané
Etwa zwei Dutzend Namensträger in Deutschland, darunter mehrere Fußball-Profis. Der westafrikanische Name Sané ist vor allem im Senegal verbreitet, die Bedeutung konnte nicht ermittelt werden. In Burkina Faso gibt es einen Ort namens Sané, vielleicht hängt der Familienname damit zusammen. Foto: imago/Contrast
Mario Gómez
Der einfache Name Gómez, meist ohne Akzent als Gomez geschrieben, wird in Deutschland von rund 1300 Personen getragen. Daneben ist Gómez als Bestandteil von Doppelnamen wie Gomez Martinez oder Costa Gomez sehr verbreitet. Auch Mario Gómez trägt eigentlich den Doppelnamen Gómez García. Gómez ist ein spanischer Familienname, der mit dem Suffix -ez vom ehemals häufigen iberischen Rufnamen Gome abgeleitet ist. Die Bedeutung von Gómez ist „Sohn von Gome“. Der heute ungebräuchliche Rufname Gome geht auf die Westgoten zurück und basiert auf dem gotischen Wort guma „Mann“. Foto: imago/Pressefoto Baumann