Welcher Münchner Stadtteil bist du wirklich?

Schwabing ist die alte Diva der Münchner Viertel. Die Glanzzeiten sind vorüber und die Wechseljahre haben ihre Spuren hinterlassen. Der Putz bröckelt wie altes Make-Up und statt Künstler-Boheme in Straßencafes gibt’s Soja-Chai-Caramel-Latte für Yoga-Mamis. Du klammerst dich derweil in der X-Bar an den letzten Szenekneipen-Strohhalm, blätterst im Superpaper und träumst dich in vergangene Zeiten.

Juragirls mit Acai-Bowls, die mehr Fotos von ihrem Essen als von ihren Freunden haben und von den vielen Museen schwärmen, in denen sie dann doch noch nie waren. Welcome to Maxvorstadt. Du verbringst mehr Zeit in Bars als zu Hause, aber die 9qm für 550 Euro geben auch nicht wirklich viel her. Du bist Meister darin pleite zu sein, es dir aber nicht anmerken zu lassen. Gut, dass es Kohlefadenlampen jetzt auch bei Ikea gibt.

Achja, nirgends sonst in München kann man so großartig die Vorurteilskeule schwingen wie hier. So verbringst du deine Zeit: 1. Parkplatz für deinen Land Rover Defeneder suchen, 2. Grünkohl-Smoothies am Gärtnerplatz trinken, 3. 80 Stunden die Woche im Büro sein, damit du dir das Penthouse leisten kannst, 4. Petitionen gegen die Bar im Erdgeschoss unterschreiben. Und falls das nicht zutrifft, dann trägst du deine drei Kinder vor deinen Bauch geschnürt durch die Gegend und hast einen 30 Jahre alten Mietvertrag.

Willkommen im Mirokosmos aus Boazn, Brauerei und veganen Kässpatzn. Einmal im Jahr Ende September melden sich plötzlich tausend alte Freunde bei dir, die dich schon so lange mal wieder besuchen wollten. In deiner günstigen Genossenschaftswohnung erzählst du ihnen dann, wie sehr dein Viertel im Kommen ist, bist aber innerlich froh, dass es nie passieren wird. Das Einzige, wofür es sich lohnt, das Westend zu verlassen? Die Isar.

Dieser Stadtteil ist eine Lebenseinstellung, nicht mehr und nicht weniger. Zwischen alten Platten, selbstgebastelten Kleiderständern aus Treibholz und jeder Menge Flohmarktdinge sitzen Ethnologiestudenten, blättern in der Biss und nuckeln an ihrem Giesinger Bräu. Wahlweise bestehen sie seit fünf Jahren darauf, mit dem Charlie den einzig wirklich coolen Laden der Stadt zu haben und mit den 60ern den einzig wahren Fußballverein. Auf jeden Fall lokalpatriotisch bis ins Mark.

Unter-, Ober-, Mittersendling oder doch Thalkirchen? Völlig wurscht, du bestehst so oder so darauf, dass der Schlachthof noch dazu gehört und man ja toootal schnell in der Stadt ist. Demografisch gesehen bist du so mittelschlau, dafür aber bodenständig und keiner kann so gut Reste aus dem Kühlschrank verwerten wie du. Krass, krass Harras. Dein Style: Dönerteller Versace.

Sätze wie „Oh, ist das aber schön hier.“ und „Das hat so etwas von Frankreich.“ hörst du täglich und winkst es großzügig ab. Du weißt, wie schön es ist, zeigst es auch gerne und tust dann aber so, als wäre nichts dabei. Auf deinen Manufactum Esstisch kommt nur Coq au Vin aus regionalem Biohuhn, dem regelmäßig klassische Musik vorgespielt wurde. Mit deinem Lastenfahrrad stellst du auf dem Weg zum Wochenmarkt zwar eine Gefahr für die Allgemeinheit dar, aber zum Glück trägst du einen Fahrradhelm, der aussieht wie eine Wassermelone.

Das Motto: Mittendrin, aber nirgends dabei. Das Lehel ist ein blank poliertes Dorf voller geschniegelter Altbaufassaden mit dahinter liegenden Kanzleien und - na gut - dem Englischen Garten. Der Lehelianer könnte eigentlich überall zu Fuß hingehen, aber die Taxifahrer müssen auch ihr Geld verdienen. Minus auf dem Konto ist genau so unwahrscheinlich wie 2-lagiges Klopapier. Der Einzige, der hier jemals auf den Putz gehauen hat, ist der Klebstoff schnüffelnde Pumuckl in Meister Eders Werkstatt in der Widenmeyerstraße 2.