Im Oktober 2005 eröffnete der Gasthof Dückinghaus das Eisenbahnhotel Lechtrup-Merzen. Sechs Waggons wurden eigens für diesen Zweck umgebaut. Foto: Dückinghaus
Im Oktober 2005 eröffnete der Gasthof Dückinghaus das Eisenbahnhotel Lechtrup-Merzen. Sechs Waggons wurden eigens für diesen Zweck umgebaut. Foto: Dückinghaus

Im Oktober 2005 eröffnete der Gasthof Dückinghaus das Eisenbahnhotel Lechtrup-Merzen. Sechs Waggons wurden eigens für diesen Zweck umgebaut. Foto: Dückinghaus
Den Grundstein für den Gasthof legten Hermann und Maria Dückinghaus. Von Maria Dückinghaus (1921–1993), die in Eggermühlen als Maria Böhmann zur Welt kommt, ist überliefert, dass sie als junges Mädchen gesagt habe, nie einen Viehhändler oder Gastwirt zu heiraten. So steht es in der Familienchronik, und dieser ist wenige Zeilen später zu entnehmen, dass es im Leben oft anders kommt: 1945 heiratet sie den gleichaltrigen Hermann Dückinghaus (1921–1986), der aus Holsten stammt – und Viehhändler ist. Drei Jahre später bezieht das Paar sein Eigenheim am Osterodener Weg in Merzen. Und hier kommt der Ehemann schließlich auf die Idee, eine Kneipe zu eröffnen.
Am 6. August 1967 öffnet der Gasthof zum ersten Mal. Aus der kleinen Kneipe mitten im Dorf entwickelt sich rasch ein stattlicher Gasthof. 1976 wird ein Festsaal angebaut, 1978 Kaminzimmer und Bundeskegelbahnen. 1979 tritt mit Hermann Dückinghaus junior das jüngste der zehn Kinder in die Fußstapfen der Eltern. Der gelernte Koch steigt gemeinsam mit Ehefrau Gudrun, die gelernte Hotelkauffrau ist, in den elterlichen Betrieb ein.
Angespannt verfolgte Hermann Dückinghaus (rechts) im Mai 2005, wie der erste Bahnwaggon einschwebte und am vorgesehenen Platz heruntergelassen wurde. Foto: Christian Geers/Archiv
„Gasthof, nicht Gaststätte“
Die zweite Generation hat ein Händchen fürs Geschäft, weiß, was Gäste mögen: gutes Essen und Trinken, eben eine gepflegte Gastronomie. Bald ist der Gasthof Dückinghaus über die Ortsgrenzen hinaus eine bekannte Adresse. „Gasthof, nicht Gaststätte“, darauf legt Hermann Dückinghaus stets großen Wert, wie sich der Autor dieser Zeilen erinnert. Gasthof klingt eben nach etwas mehr Gastlichkeit, Service und zufriedenen Gästen als Bezeichnungen wie Gaststätte, Gastwirtschaft, Schenke oder – wie es hierzulande kurz und knapp heißt – Wirtschaft.
Mit einem Spezialkran wurden die ersten von insgesamt sechs ausrangierten Bahnwaggons aufs Abstellgleis neben der Gaststätte Dückinghaus gestellt. Foto: Christian Geers/Archiv
Leidenschaftlicher Koch und begnadeter Tüftler
Kochen ist die Leidenschaft des jungen Inhabers, aber er hat eine Schwäche: Er tüftelt und bastelt gerne und ist „ein bisschen verrückt nach allem, was Eisenbahn heißt“, sagt Hermann Dückinghaus einmal. 1997 beginnt er, den Landgasthof mit einer Modelleisenbahn auszustatten. 70 Meter Gleise der Spurgröße Null verlegt er und erschließt jeden Gastraum. Seither bekommen die Gäste ihre Getränke mit der Bahn an den Tisch serviert. Vom Hauptbahnhof Lechtrup-Merzen an der Theke werden sogar andere Lasten wie Eisbecher auf die sichere Reise an den Tisch geschickt. Diese Attraktion macht Schlagzeilen.
2005 entsteht das Eisenbahnhotel Lechtrup-Merzen
Die Idee „Bier by Bahn“ wird aber noch getoppt: 2005 macht Dückinghaus aus sechs ausrangierten Eisenbahnwaggons das „Hotel Bahnhof Lechtrup-Merzen“. Mit viel Liebe zum Detail restauriert er die Wagen und richtet sie komfortabel ein. Solche Übernachtungsmöglichkeiten hat es bis dahin in Deutschland noch nicht gegeben. Und wieder rücken Journalisten an, sie berichten in Zeitungen, Radio- und Fernsehsendungen bis heute immer wieder über den ungewöhnlichen Gasthof und den kreativen Kopf – und machen die Gemeinde bundesweit bekannt. Ohne die Dückinghaus’schen Tüfteleien hätte Merzen niemals ein solches Medienecho erzeugt.
Ein Blick auf das „Hotel Bahnhof Lechtrup-Merzen“am Osterodener Weg: Im überdachten Bahnsteig aus Holz und Glas stehen die sechs umgebauten Waggons. Hermann und Gudrun Dückinghaus hatten die Idee zu diesem in Deutschland bisher einmaligen Hotel. Foto: Christian Geers/Archiv
Dritte Generation übernimmt
Doch es gibt nicht nur Höhen in der Geschichte des Gasthofes: 2006, wenige Monate nach der Eröffnung des Eisenbahnhotels, stirbt Hermann Dückinghaus im Alter von erst 49 Jahren. Ehefrau Gudrun führt mit ihren drei Kindern Kathrin, Marc und Jan den Gasthof weiter. 2012 übernimmt Marc Dückinghaus schließlich zusammen mit Ehefrau Stephanie das Geschäft. Er ist gelernter Hotelfachmann und Koch, arbeitete in mehreren Hotels, unter anderem im Hotel Sacher in Wien. Seine Frau ist nach ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau in namhaften Hotels in Wolfsburg, Wien, Hamburg und Osnabrück tätig. Die dritte Generation hat die Regie übernommen, und mit den Söhnen Lennart und Thies steht die vierte vielleicht schon in den Startlöchern.
Aus der kleinen Kneipe am Osterrodener Weg in Merzen entwickelte sich rasch ein stattlicher Gasthof, der dank des Eisenbahnhotels bundesweite Bekanntheit erlangte. Foto: Christian Geers
Tradtionsbewusst, aber immer auf der Höhe der Zeit
Familiär geführt, traditionsbewusst und trotzdem immer auf der Höhe der Zeit – das ist nach Meinung der Familie das Erfolgsrezept der vergangenen fünf Jahrzehnte. Und: Jede Generation habe ihre eigenen Ideen und Vorstellungen umgesetzt. Nur eines werde sich nie ändern: Der Gast steht stets im Mittelpunkt.