Hochwasserschutz in Menden

In den kommenden Jahren sind einige Maßnahmen zur Renaturierung der Hönne und zum Hochwasserschutz geplant.

Klaus Ubilka
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auf 19. März 2018
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Vorlandabsenkung der Hönne am Henger Feld

Renaturierung im Bereich der nördlichen Horlecke

Rückbau der Wehranlage Battenfeld

Battenfeld: Abriss des Wehrs macht die Hönne zum Schlangenfluss

Von den drei großen Maßnahmen zum Hochwasserschutz, die jetzt in Menden laufen, ist der Abriss des alten Battenfeld-Wehrs die spektakulärste. Der zwei Meter hohe Querriegel in der Hönne steht spätestens seit den großen Hochwassern von 2007, als das Wehr zum Aufstauen des Flusses beitrug, weit oben auf der Abbruchliste. „Hier stellen wir die Durchgängigkeit der Hönne wieder her“, sagt Uwe Sieg vom Märkischen Kreis. Und zwar nicht nur für das Hönnewasser, sondern auch für seine Bewohner.

Fische dürfen bei Anstieg pausieren

Denn das Wehr, das laut Rainer Lückermann von der Umweltabteilung im Rathaus in den kommenden Tagen weggebaggert wird, ist auch für Fische ein Hindernis. Sie sollen künftig auf einem rauen Sockel, der von dem Bauwerk am Flussboden übrig bleibt, auf einer Art Treppe hoch schwimmen – und dabei unterwegs sogar noch Pausen einlegen können.

Mühlengraben soll feucht bleiben

Dafür, dass während der Bauarbeiten der Mühlengraben nicht trocken fällt, soll eine flache Mauer aus Wasserbausteinen sorgen. Sie sollte auch bei Niedrigständen ausreichend Hönne-Wasser in den Graben und am Ende auch in den Teich leiten. Allerdings kritisierten Anlieger in den letzten Tagen, dass der Wasserspiegel im Graben extrem niedrig sei.

Ende April aus soll das Wehr verschwunden sein. Langfristig soll das auch Geld sparen – immerhin werden keine Reparaturen oder Investitionen mehr fällig.

Hönneaufweitung am Walzweg

Walzweg: Erdlaster könnten im Konvoi fahren

Damit die Hönne mehr Wasser fassen kann, wird sie in Höhe des Walzweges aufgeweitet, zu Deutsch: breiter und tiefer gemacht. Am rechten Ufer, an dem eine stadteigene Auewiese liegt, erhält sie nach der Buddelei zudem unterschiedliche naturtypische Böschungsformen, die auch von spezialisierten Tier- und Pflanzenarten besiedelt werden. Damit will die Stadt auch am Walzweg zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Hochwasser- und Naturschutz sollen wie bei den Oeseteichen Hand in Hand gehen.

Zuletzt floss die Hönne hier noch in einem unnatürlich monotonen, kanalähnlichen Lauf zwischen befestigten Ufern. Zudem könnte ein großes Hochwasser auch ufernahe Wohnhäuser erreichen.

Ungeheure Transportaufgabe

Hier stehen die Macher indes vor einer ungeheuren Transport-Aufgabe: Um die 30 000 Tonnen Erde, die am Walzweg ausgekoffert werden, müssen zu den Oeseteichen gefahren werden, wo man mit diesem Material die Gewässer naturnah neu modelliert. So sollen etwa die Uferbereiche so abgeflacht werden, dass auch die bedrohten Watvögel hier eine neue Heimat finden und Zugvögel zumindest als Gäste zwischenlanden.

Dadurch, dass die Stadt dafür die Lehmmassen vom Walzweg verwenden kann, spart sie viel Geld. Denn muss das Material für die Oeseteiche nicht kaufen und den Lehm vom Walzweg nicht entsorgen. Allerdings werden etwa 1000 Transporte notwendig sein, bis die Maßnahme im April beendet ist.

Der Pegel an der Molle

Auenentwicklung Oese und Umgestaltung Oeseteiche

Die Oeseteiche als eierlegende Wollmilchsau

Der städtische Hochwasserschutz-Experte Rainer Lückermann nennt sie die „eierlegende Wollmilchsau“: Die Oeseteiche sollen nicht nur als Hochwasser-Auffangbecken dienen und damit die Wohnbauten flussabwärts schützen. Sie sollen auch ein Naturreservat und ein Naherholungsgebiet werden.

  • Der Nordteich

Der Nordteich wird zurzeit auch für „stille Naherholung“ hergerichtet – also für Spaziergänger und Naturbeobachter. Still? „Na, einen Tretbootverleih werden wir da nicht aufmachen“, lacht Lückermann.

  • Der Südteich

Der Südteich soll ein möglichst abgeschlossener Bereich für seltene Wasservögel und Libellen werden. Umgeben von dichten Hecken, sollen Natur-Beobachtungen nur von einem noch zu bauenden Unterstand aus möglich sein. Denn Wasservögel sind scheu und fliegen panikartig ab, wenn sie gestört werden.

  • Die Arten 

Und es gibt schon heute seltene Arten, die hier leben: Vom Eisvogel über Flussregenpfeifer, Kiebitz und Zwergtaucher brüten hier Vögel, die längst auf Artenschutzlisten stehen. Hinzu kommen Libellen, die ebenfalls bedroht sind. Und die selten gewordene Geburtshelferkröte.

  • Der Umbau

Um den Watvögeln ideale Lebensumstände anzubieten, werden die Ufer des Südteichs so modelliert, dass große Flachwasserbereiche entstehen. Dafür braucht es allerdings Unmengen an Baumaterial, in diesem Fall Lehm. Und der kommt praktischerweise von der zeitglöeich angelaufenen Schwester-Maßnahme am Walzweg. Dort werden sage und schreibe 30 000 Tonnen auf Erdlaster gepackt und zu den Oeseteichen gekarrt.

  • Verzögerungen

Gerade diese Maßnahme hatte laut Rainer Lückermann sehr unter dem wochenlangen Dauerregen vor und um die Jahreswende zu leiden: „Gut, dass es kürzlich so eiskalt geworden ist, das hat den schlammigen Boden gefestigt. Wenn wir jetzt fahren, dann fahren wir tatsächlich Erde und nicht bloß braunes Wasser.“ Die Hochwasser-Experten beim Märkischen Kreis, der Verwaltungs-Fachwirt Uwe Sieg und der Diplom-Ingenieur Thomas Grabemann, erklärten zudem, dass die Genehmigung des Antrags auf vorzeitigen Maßnahmebeginn erst im Herbst letzten Jahres im Kreishaus eintraf – deutlich später als erwartet.

  • Zwei Bauabschnitte

Für die Oeseteiche ist nach dem ersten, bereits angelaufenen Bauabschnitt noch ein zweiter geplant, der zum Jahresende fertig sein soll. Bei Gesamtkosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro zählt die Verwandlung der 1929 angelegten Ex-Klärteiche in ein Paradies für Tiere, Pflanzen und Naturfreunde zu den teuersten Einzelmaßnahmen.
Dafür soll sich das gewonnene Rückhaltevolumen der eierlegenden Wollmilchsau mit 60 000 Kubikmetern bei Hochwasser segensreich auswirken. Und: Die Gestaltung, versichert Lückermann, ist so ausgelegt, dass ein Hochwasser die neuen Uferbereiche nicht wieder wegschwemmen kann. Auch die Deiche seien bereits so ertüchtigt, dass sie einer Flut standhalten können.

Der Wandel kommt allmählich

Uwe Sieg und Thomas Grabe-mann sagen indes voraus, dass die Teiche noch bis zu zwei Jahre „wie eine Baustelle“ aussehen werden. Erst dann wird so viel neues Grün gewachsen sein, dass es aussieht wie ein Erholungs- und Schutzgebiet.

Plätze zum Überleben für seltene Arten

An allen drei Standorten, die jetzt für den Hochwasser- und Naturschutz hergerichtet werden, gibt es schon heute seltene Arten, die sich in Menden eingerichtet haben und künftig bessere Lebensbedingungen vorfinden sollen. Das reicht vom Eisvogel über den Flussregenpfeifer, den Kiebitz und den Zwergtaucher – Vögel, die etwa an den Oeseteichen brüten und längst auf Artenschutzlisten stehen. Hinzu kommen gerade an den Teichen die Libellen, die ebenfalls stark bedroht sind. Bei einer Untersuchung soll kürzlich auch die selten gewordene Geburtshelferkröte zu hören gewesen sein. 

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